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Schach macht Spaß :)

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WM-Match: Ein Ausblick

Die Grand Prix Wochen (zwei GP's in fünf Wochen) sind beendet! In einem, zum Ende hin, laaaangweiligen Schneckenrennen, konnte sich Dmitry Andreikin mit 7/10 durchsetzen. Nach kräftezehrenden Wochen bewies er damit die beste Ausdauer. Über Sinn bzw. Unsinn dieser von der FIDE angesetzten Termine kann man streiten. Was mich zu meinem eigentlichen Thema bringt:


Der Weltmeisterschaftskampf zwischen Weltmeister Magnus Carlsen und seinem Herausforderer Vishy Anand. Auch dieser Termin ist ziemlich "unglücklich" gewählt. Laut den eigenen Statuten der FIDE sollen ja bekanntlich alle zwei Jahre WM-Kämpfe stattfinden. Aber was die FIDE vorgibt tritt sie in aller Regel mit (den eigenen) Füßen. Darüber haben sich schon ein paar Dutzend Spieler, Funktionäre und Beobachter ausgelassen, daher erspare ich mir das ganze jetzt mal....


Der Austragungsort:



Nach langem hin und her findet die WM in Sotschi, Russland statt. Eingefädelt wurde das ganze von FIDE-Präsident Kirsan Ilyumzhinov und der russischen Politikmaschine Vladimir Putin. Letzterer hat der Region Krasnodar "ans Herz gelegt" die Kosten, Prämien und sonstigen Gelder zu übernehmen. Dafür gab es in den Medien eine Menge Kritik. Auch Magnus Carlsen hegte leichte Kritik, weil Russland im Moment politisch nicht gerade das beste Image hegt...


Sotschi ist übrigens eine sehr schöne Stadt mit einem reichhaltigen Kunst- und Geschichtshintergrund. Außerdem hat die Stadt einige talentierte Sportler und Physiker hervorgebracht. So zum Beispiel den Nobelpreisträger Andre Geim.


Der Zeitplan:


Gespielt wird vom 7. bis zum 24. November. Gestartet werden die Partien um 15 Uhr Moskauer Zeit. Bei uns geht es also um 13 Uhr los.  Gespielt wird in einem 2-1 Rhythmus, d.h. es werden zwei Tage gespielt und ein Ruhetag eingelegt. Nach der zehnten Partie wird dann nur noch eine Partie gespielt und dann ein Ruhetag eingelegt. Der erste der 6,5 Punkte erreicht, ist dann neuer oder alter Weltmeister. Bei Gleichstand werden die Farben neu gelost und vier Schnellschachpartien gespielt. Wenn sich wieder kein Sieger findet werden zwei Blitzpartien gespielt. Wenn sich wieder kein Sieger findet wiederholt man die Blitzserie noch vier mal (bis man also max. zehn Blitzpartien gespielt hat). Findet sich immer noch kein Sieger wird Sudden-Death geblitzt.


Die Bedenkzeit:



Im Schnellschach wird mit 25 min. + 10 sek. Bonus pro Zug gespielt. Im Blitzen spielt man mit 5 min. + 3 sek. Bonus. Ziemlich traurig ist, dass sich kaum etwas über die Bedenkzeit im klassischen Schach findet. Weder auf der offiziellen Seite des Kampfes noch auf der FIDE-Seite. Ich vermute aber das im Modus der Kandidaten- und GP-Kämpfe gespielt wird.


Der Schiedsrichter:



Gestellt werden drei Schiedsrichter. Hauptschiedsrichter ist der Pole Andrzej Filipowicz. Der 74-jährige ist selbst Internationaler Meister und war auf vielen verschiedenen Turnieren in der ganzen Welt als Schiedsrichter tätig. Zuletzt beim Sparkassen Chess Meeting in Dortmund und auch bei der Frauen Schnellschachweltmeisterschaft im Mai. Unterstützt wird er durch Husan Turdaliev und Anatoliy Byhovskiy.




Offizielles:


Die offizielle Internetseite zum Kampf findet ihr hier:


http://www.sochi2014.fide.com/


Dort gibt es wahrscheinlich einen LiveStream. Ob man den von Deutschland aus nutzen kann steht in den Sternen. Hier zu Lande gibt es ja einige Rechteprobleme...


Die Spieler:



Der Weltmeister:


"Der Mozart des Schachs" wurde er einst genannt als er Garri Kasparov mit 13 Jahren am Rande einer Niederlage hatte. Im gleichen Turnier schlug er den Ex-Weltmeister Anatoli Karpov. Viele prophezeiten ihm eine goldene Zukunft. Und alle hatten sie Recht. Magnus hat fast alles erreicht, was ein Spieler erreichen kann: Höchste ELO aller Zeiten, fast alle großen Turniere gespielt und gewonnen, Blitzweltmeister, Schnellschachweltmeister Weltmeister. Ein Spielstil der kaum zu bezwingen ist. Dennoch hatte er im ersten Jahr als Weltmeister einige Probleme. Sein Spiel war nicht mehr so klar und zwingend. In einem Interview der BBC gab er auch offen zu das er vieles falsch eingeschätzt hat. Er hat seine Fehler erkannt und beseitigt.


Der Herausforderer:


Der erste indische Großmeister. Der fünfmalige Weltmeister. Eine Schachikone seit mehr als 20 Jahren. Vishy Anand ist der einzige der in allen WM-Modi (KO-WM, Match, Turnier) Weltmeister werden konnte. Sein Spielstil ist von Dynamik geprägt. Er geht Risiken um zu gewinnen und stellt seine Gegner damit vor vielen Problemen. Nach dem Vishy seine Krone verlor glaubten vielen nicht mehr an ein Comeback. Aber der Inder meldete sich zurück; und wie: Das Kandidatenfinale konnte er beeindruckend für sich gewinnen. In Bilbao wurde er erster. Es scheint so als hätte er wieder Spaß am Schach.


Meine Einschätzung:



Vor einem Jahr war die Sache für mich ziemlich klar: Magnus wird Vishy ausknocken, der Inder wird sich davon nicht mehr erholen und sich mehr mit seinem Sohn beschäftigen. Der junge Norweger wird die Schachwelt in den nächsten Jahren dominieren wie einst Kasparov. Mit dem ersten Teil sollte ich Recht behalten, aber mit dem zweiten? Magnus ist immer noch der bessere, fittere Spieler. Aber hat er noch den Biss? Genau den hat Anand wieder. Nach dem er den letzten Weltmeisterschaftskampf verloren hat ohne auch nur eine Partie zu gewinnen wollte er es noch ein mal wissen. Er hat ein glänzendes Jahr 2014 hinter sich. In Bilbao hat er fantastische Partien gespielt. Und Magnus? Auf heimischen Boden nichts besonderes. Das ist nicht schlecht, aber für einen Weltmeister zu wenig. Beim stärksten Turnier aller Zeiten in St. Louis stand er im Schatten von Fabiano Caruana, der ihm auch in der ELO-Liste kurzzeitig verdammt nah kam. Für Anand spricht die Erfahrung von unfassbar vielen WM-Kämpfen. Er weiß worauf er sich vorbereiten muss. Er wird die selben Fehler nicht noch ein mal machen. Genug Selbstvertrauen hat er getankt. Er steht nicht mehr unter dem Druck in seinem Land zu spielen. Wo ihn alle Augen hoffnungsvoll anstarren und die ganz großen Dinge von ihm erwarten. Die erwartet man jetzt von Carlsen. Der ein unangenehmes Jahr als Champion erlebt hat. Viele Termine für Interviews, in Königshäusern. Alles um das Schach noch populärer zu machen. Wie viel Zeit bleibt da für das eigene Spiel? Das hat man ihm in seinen Partien deutlich angemerkt. Jetzt scheint er wieder fokussierter. In Interviews gibt er sich optimistisch und selbstbewusst. Magnus hat die bemerkenswerte Fähigkeit den Gegnern seinen Stempel auf zu drücken; und das wie kein zweiter. Wenn er sein Spiel spielt wird er seinen Titel verteidigen.
Ich schätze die Chancen dafür auf


                                                                      60 - 40