In den ersten vier Runden des GrandPrix-Turniers in Baku passierte nicht allzu viel. Fabiano und Boris führten nach jeweils zwei Siegen. Die Remisquote ist ausgesprochen hoch. Nach dem ersten Ruhetag legten alle Akteure quasi noch einen weiteren Ruhetag ein: Mit Ausnahme der Partie Nakamura-Dominguez teilten alle anderen um den 30.Zug den Punkt. In der gestrigen sechsten Runde wurden dann gleich drei Partien entschieden. Kasimdzhanov konnte Andreikin's Philidorverteidigung bezwingen. Am Damenflügel fixierte er die gegnerischen Bauern und schaffte sich so ein Angriffsziel. Andreikin suchte sein Heil im Königsangriff und spuckte dafür am Damenflügel zwei Bauern und eine Qualität. Rustam konnte den Angriff allerdings leicht abwehren und verblieb mit genügend Material. Alexander Grischuk musste eine empfindliche Weißniederlage gegen Teimour Radjabov einstecken. Nach einem Reti-Aufbau, der dann in einer Art Stonewall mündete, hatte Alexander zwar das Läuferpaar, aber relativ wenig Raum. Bei offener e-Linie zog der Russe etwas zu optimistisch f4. Dadurch wurde der Bauer e3 für immer schwach. Das Weiße Bauerngerüst brach dann auch bald zusammen. Die wildeste und interessanteste Partie spielte Fabiano Caruana gegen Peter Svidler. Im Anti-Grünfelder bei entgegengesetzten Rochaden spielte Fabiano auf Angriff. Peter sah sich alsbald gezwungen eine Figur für einen Sack voll Bauern zu spucken:
Caruana - Svidler
Stellung nach 18.e5
Peter hat jetzt wenig gute Möglichkeiten. Die beste war wohl tatsächlich 18...Se5: Nach 19.fe: Le5: 20.Lg2 Ld4: 21.Td4: Lf5+ 22.Ka1 e5
Stellung nach 22...e5
Wenn man mal die Engines weg lässt, fällt eine Beurteilung relativ schwer. Schwarz hat drei Bauern für eine Figur und gute Felder für die selbigen. Weiß muss erst mal zusehen wo sein Sg1 landen soll und welche Aufgabe der Lg2 hat. Mittels h5 hat er aber noch einen Hebel übrig. Für mich ist diese Stellung alles andere als klar. Für Fabiano und Peter am Brett wahrscheinlich noch viel unklarer. 23.Td1 Sc4 24.h5 Db6 25.De2 Se3
Stellung nach 25...Se3
Für mich sieht es so aus als hätte Schwarz seine Stellung verbessert. Der Se3 steht vielleicht etwas wacklig und der Ta8 spielt noch nicht recht mit, aber ansonsten. Der Lg2 und der Sg1 machen auch noch keine wirklich glücklichen Eindruck. 26.Td2 Kg7 27.Le4 Th8 28.Td3 Sc4 29.b3 Sd6
Stellung nach 29...Sd6
Weiß steht auf Gewinn. 30.Lf5: Sf5: 31.Dg4: e4 32.Se4: Tae8 33.Se2 1-0
Vielleicht war das Opfer nicht korrekt, vielleicht aber auch nur die Idee Db6, Se3 falsch. Ohne Engine und eingehender Analyse fällt mir da eine Beurteilung schwer. Vielleicht kriegen wir ja noch ein paar Varianten von Peter oder Fab präsentiert ;)
Alle anderen Begegnungen endeten übrigens Remis. Mal sehen wie es heute weiter geht.
